Gedenkgottesdienst zum 80. Todestag von Dr. Max Josef Metzger

„Hingeben im Vertrauen auf Gott“

18.04.2024

Die Freude über die bald anstehende Seligsprechung des Freiburger Priesters Max Josef Metzger prägte den Gedenkgottesdienst, der anlässlich dessen 80. Todestages in Meitingen bei Augsburg abgehalten wurde. Dort befindet sich das Grab des überzeugten Pazifisten und Demokraten, der im April 1944 unter dem Fallbeil starb. Bischof Dr. Bertram Meier bezeichnete ihn bei der Feier als einen Menschen, der sich traute über Zeit und Verhältnisse hinauszudenken.

Ausgehend vom Metzgers Biographie ging der Bischof in seiner Predigt der Frage nach, was Jesusnachfolge konkret bedeuten kann. Zunächst müsse jeder, der Jesus nachfolgen wolle, „ein Hörender werden“. Das bedeute aber auch, auf Menschen zuzugehen, die körperlich und psychisch krank seien, Not leiden würden oder Schuld auf sich geladen hätten. Gerade den oft Unbeachteten habe Jesus „sein Ohr und sein Herz zugewandt, sie durch sein Wort aufgerichtet, ihnen Hoffnung geschenkt“.

Wer Jesus nachfolgt, muss ein Hörender sein

Auch der Meitinger Märtyrer habe die Gabe gehabt, mit dem „Ohr des Herzens“ zu hören. Dem sozialen und moralischen Elend seiner Zeit, aber auch der Kraftlosigkeit christlichen Zeugnisses trat er entgegen. Noch in der Todeszelle habe er „ein Ohr für die Todesängste seiner Mitgefangenen gehabt und ihnen Trost gespendet“. Konkret brachte es Bischof Dr. Bertram Meier folgendermaßen auf den Punkt: „Metzger hatte, wie Jesus, ein Ohr für die Menschen, weil er sein Ohr bei Gott hatte.“

Viele seiner Themen seien noch heute relevant, so der Bischof. Insbesondere die Frage, nach welchen moralischen Grundsätzen unsere Gesellschaft funktioniert, stelle sich immer wieder. Den Anwesenden riet er, das Wirken von Max Josef Metzger nicht einfach zu kopieren, sondern selbst einen Platz zu finden: „Packen wir’s gemeinsam an!“

Wer hinter Jesus hergeht, muss sich selbst riskieren

Wer mit dem Herzen auf Gott und seine Mitmenschen höre, der „kann nicht in der Rolle eines Zuschauers bleiben, er wird zum Handeln gedrängt.“

Statio am Grab von Max Josef Metzger.

Vor dem Gottesdienst versammelten sich die Gläubigen am Grab des Märtyrers.

Auch Jesus habe sich leidenschaftlich für das Reich Gottes auf Erden eingesetzt, und diesen Einsatz für die Menschen habe er sich etwas kosten lassen: „Er gab nicht nur etwas, er gab sein Leben.“ An der Biographie des in Meitingen bestatteten Freiburger Diözesanpriesters Max Josef Metzger zeige sich, wie eng Leidenschaft und Leid zusammenhingen. Bischof Bertram: „Metzger erfuhr in seinem Wirken für Frieden und Einheit viel Widerspruch und Widerstand – auch vonseiten der Kirche. Besonders aber die lebenszerstörerische Diktatur des Nationalsozialismus ließ in ihm die Ahnung reifen, dass seine Lebensziele nicht zu einem natürlichen Abschluss kommen könnten.“

Für die NS-Herrscher sei die Hinrichtung Metzgers am 17. April 1944 der Beweis für das Ende seines Lebenswerkes gewesen. Und doch habe sein Leben reiche Frucht getragen. „Sein Martyrium soll uns darüber hinaus immer neu in Erinnerung rufen, dass das Leben in dieser Welt nur Frucht bringen wird, wenn wir uns hingeben im Vertrauen auf Gott.“

Eindrückliche Feier in Meitingen

Zu Ehren von Dr. Max Josef Metzger läuteten am 17. April um 16 Uhr in ökumenischer Verbundenheit die Kirchenglocken der evangelischen und der katholischen Pfarrkirche in Meitingen. Zeitgleich waren auch an der Büste auf dem Augsburger Domplatz Gläubige zu einer Andacht zusammengekommen. Die Gedenkveranstaltung in Meitingen am Abend begann mit einer Statio am Grab des „ehrwürdigen Dieners Gottes“. Im Anschluss feierte Bischof Bertram in der Pfarrkirche St. Wolfgang ein Pontifikalamt. Während der ganzen Feier, an der auch der evangelische Pfarrer des Ortes mitwirkte, erklangen Lieder mit persönlichem Bezug zu Max Josef Metzger. In der Gefangenschaft hatte dieser unter anderem den Osterchoral „Alleluja! Singt die Weise.“ und die Vertonung des Te deums „Dir großer Gott, sei Ruhm und Ehre“ komponiert. Die musikalische Gestaltung übernahm die örtliche Blaskapelle. Schüler der Max-Josef-Metzger-Realschule beteiligten sich durch Chorgesang und den Vortrag von Fürbitten am Gottesdienst. Auch der Kirchenchor der katholischen Pfarrgemeinde sowie die zahlreichen Fahnenabordnungen trugen zur besonderen Feierlichkeit bei. Im Anschluss gab es im Pfarrheim Gelegenheit zur Begegnung.

Zur Biographie des künftigen Seligen

Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St. Wolfgang.

Gemeinsam mit zahlreichen Konzelebranten feierte Bischof Bertram die Eucharistie.

Max Josef Metzger wurde 1887 im badischen Schopfheim geboren und entdeckte schon während seines Theologiestudiums seine Begeisterung für das caritative Wirken der Kirche. 1911 wurde er zum Priester geweiht. Die Erlebnisse als Feldgeistlicher im bald ausbrechenden Ersten Weltkrieg machten ihn zu einem überzeugten Pazifisten. 1917 legte er dem damaligen Papst Benedikt XV. ein Friedensprogramm vor. In diese Phase fällt auch die Gründung der Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz, die seit 1928  als Christkönigsinstitut in Meitingen bei Augsburg ansässig ist. Auch die Ökumene versuchte er mit gezielten Maßnahmen voranzubringen. Unter anderem gründete er die Vereinigung „Una Sancta“.

Durch regimekritische Äußerungen erregte er die Aufmerksamkeit der Geheime Staatspolizei, die ihn schon 1934 und 1939 kurzzeitig verhaftete. 1943 wurde er von einer Wegbegleiterin denunziert, die sein Memorandum zu den künftigen demokratischen Strukturen in Deutschland an das nationalsozialistische Regime weiterreichte. Nach einem Schauprozess starb der als Hochverräter verurteilte Geistliche am 17. April 1944 unter dem Fallbeil. Bestattet wurde er zunächst in Berlin, 1968 schließlich auf dem Friedhof in Meitingen. Im Jahr 2006 eröffnete die zuständige Erzdiözese Freiburg den Seligsprechungsprozess. Seinen Tod erkannte das römische Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungen im März 2024 als Märtyrertod an. Erst nach einer Seligsprechung kann er als Märtyrer um seine Fürsprache angerufen werden. In diesem Zusammenhang werden auch einen offiziellen Gedenktag sowie eigene liturgische Texte festgelegt.